Zwei Menschen stehen auf der ehemaligen Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland.
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Ost- und West-Perspektiven auf die jüngste Geschichte Deutschlands

Multimediales Interviewprojekt der Universität Konstanz und der Stiftung Berliner Mauer mit der Generation 1975 – Bewerbung ab sofort möglich

Dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer kommt die Generation 1975 zu Wort. Unter dem Titel „Perspektiven der Generation 75 – Mit 14 ins neue Deutschland“ werden Personen aus Baden-Württemberg, Brandenburg sowie Ost- und West-Berlin erzählen, wie sie die Bundesrepublik Deutschland, die Deutsche Demokratische Republik und die Zeit nach dem Mauerfall erlebt haben. Die zirka dreistündigen Interviews werden nicht nur wissenschaftlich ausgewertet, sondern kommen darüber hinaus in einer Videoinstallation und in didaktischen Lernangeboten zum Einsatz. Juniorprofessorin Dr. Christiane Bertram von der Binational School of Education (BiSE) der Universität Konstanz, die Initiatorin des Projekts, lädt Personen aus Baden-Württemberg, Brandenburg sowie Ost- und West-Berlin ein, sich als InterviewpartnerInnen zur Verfügung zu stellen. Interessierte können sich ab sofort unter uni.kn/bertram/generation-1975 in eine Online-Datenbank eintragen.

Viele verschiedene Sichtweisen

Die Interviewten sollen eine möglichst große Bandbreite an möglichen Lebensverläufen und Perspektiven im geteilten und wiedervereinigten Deutschland widerspiegeln. Daher wird auf der Online-Datenbank auch nach der politischen Orientierung und nach den Wohnorten gefragt. „Dabei interessieren wir uns für Menschen, die durchgehend in einem der drei Bundesländer gelebt haben, aber auch für diejenigen, die vom Osten in den Westen oder vom Westen in den Osten gezogen sind. Wir möchten viele verschiedene Sichtweisen auf das geteilte und wiedervereinigte Deutschland einfangen“, sagt Christiane Bertram. Ihre Studie zur Wirksamkeit von Zeitzeugenbefragungen im Geschichtsunterricht wurde international publiziert und mit dem Publikationspreis der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF) ausgezeichnet.

Als die Mauer fiel, waren die 1975 Geborenen 14 Jahre alt, heute stehen sie selbst mitten im Leben und geben ihre Erfahrungen an ihre Kinder weiter. Eine weitere Besonderheit des Interviewprojektes besteht in dem wechselseitigen Blick von Ost nach West und zurück. Bisher werden die Umbrucherfahrungen und das Erlebnis des geteilten und wiedervereinigten Deutschlands nahezu allein im Osten Deutschlands verortet. Wie das geteilte Deutschland von den Westdeutschen wahrgenommen wurde und wie sie die Wiedervereinigung erlebt haben, dies steht sonst eher selten im Fokus.

„Jede Person, die mitmacht, hat die Möglichkeit, ihre eigenen Erlebnisse, Sichtweisen und Botschaften auszudrücken“, sagt Christiane Bertram. Der Historikerin und Bildungsforscherin ist es wichtig, dass die Menschen miteinander ins Gespräch kommen. „Es wird immer so getan, als ob es einen großen Graben gäbe zwischen dem Osten und dem Westen. Wir möchten überprüfen, ob das wirklich so ist.“

VideokünstlerInnen zeichnen Interviews auf

Durchgeführt werden die Videointerviews von den VideokünstlerInnen Ina Rommel und Stefan Krauss, die sich mit der Videoinstallation „Kriegskinder“ einen Namen gemacht haben. Die beiden werden die InterviewpartnerInnen zu Hause aufsuchen. Auf der Basis des Videomaterials wird eine Videoinstallation erstellt, die im Gedenkjahr 2020 – „30 Jahre Wiedervereinigung“ – zunächst in Berlin gezeigt wird und nachfolgend als Wanderausstellung auf Tour gehen soll. Darüber hinaus wird das Videomaterial für Angebote der historisch-politischen Bildung in und außerhalb der Schule eingesetzt.

Das multimediale Interviewprojekt wird von der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur mit 49.500 Euro gefördert.

Faktenübersicht:

  • Multimediales Interviewprojekt „Perspektiven der Generation 75 – Mit 14 ins neue Deutschland“
  • Videointerviews mit 30 ZeitzeugInnen aus Baden-Württemberg, Brandenburg sowie Ost- und West-Berlin
  • Kooperationsprojekt der Binational School of Education (BiSE) der Universität Konstanz, der Stiftung Berliner Mauer, des Archivs Deutsches Gedächtnis der Fernuniversität Hagen und der VideokünstlerInnen Ina Rommel und Stefan Krauss
  • Projektleiterin ist Juniorprofessorin Dr. Christiane Bertram an der Binational School of Education (BiSE) der Universität Konstanz
  • Wissenschaftliche Auswertung der lebensgeschichtlichen Interviews und Einsatz der Videos in einer künstlerischen Videoinstallation sowie in Bildungsangeboten
  • Gefördert mit 49.500 Euro durch die Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur
  • Anmeldung in Online-Datenbank: uni.kn/bertram/generation-1975.
  • Nachfragen und Kontakt: generation75@uni.kn

Presseinformation: Nr. 21/2019