Jugendliche Mediennutzer | Bild: rawpixels.com

Mediennutzung Jugendlicher

Wofür und wie häufig nutzen Jugendliche die ihnen zur Verfügung stehenden digitalen Medien? Welche Einstellungen weisen sie zu diesen auf? Befragungen wie die der JIM-Studie geben einen Überblick.

Die vier hier genannten repräsentativen Umfragen bestätigen viele Vorstellungen, die von der Mediennutzung der jungen Generation herrschen, kommen zum Teil aber auch zu überraschenden Ergebnissen. Eine Auswahl der Befunde ist im Folgenden knapp zusammengefasst.

------------------------------

Auf einen Blick:

  • 93% der Jugendlichen besitzen ein Smartphone; dieses wurde während der Schulschließungen auch am häufigsten für das Lernen zuhause verwendet.
  • YouTube ist das beliebteste Internetangebot.
  • Die Hälfte der Jugendlichen findet YouTube auch für schulische Themen wichtig. In der Zeit der Schulschließungen waren Internet-Tutorials nach der Unterstützung durch Freunde die wichtigste Hilfe beim Lernen.
  • Die meisten Jugendlichen sehen Angebote und Phänomene im Internet kritisch, achten aber dennoch nur wenig auf die Sicherheit ihrer Daten.

------------------------------

Gerätebesitz und Mediennutzung

Wie zu erwarten besitzen die meisten Jugendlichen laut JIM-Studie 2019 ein eigenes Smartphone (93%), etwa zwei Drittel sogar einen eigenen Computer oder Laptop. Die Zusatzbefragung von 2020 zu den corona-bedingten Schulschließungen, JIMplus, ergab interessanterweise, dass häufiger das Smartphone als ein anderes Gerät für das Lernen oder die Hausaufgaben genutzt wurde.

Im Jahr 2019 verbrachten die Jugendlichen laut JIM-Studie 2019 knapp 3,5 Stunden pro Tag im Internet, wobei davon ein Drittel auf die Kommunikation entfällt, ein knappes Drittel auf Unterhaltung (Musik hören, Videos oder Bilder anschauen) und ein gutes Viertel auf Computerspiele. Geschlechterunterschiede lassen sich dabei in der Art der Mediennutzung erkennen: Für Mädchen steht die Kommunikation stärker im Vordergrund, Jungen „zocken“ deutlich mehr als Mädchen.

Wenig erstaunlich führt WhatsApp die Liste der meistgenutzten Apps an, gefolgt von Instagram und YouTube. Betrachtet man die gesamte Internetnutzung, stellt sich YouTube als beliebtestes Internetangebot dar.

YouTube und Schule

Der Verein Rat für kulturelle Bildung e.V. hat sich in seiner Studie JUGEND/YOUTUBE/KULTURELLE BILDUNG. im Jahr 2019 näher mit der YouTube-Nutzung von Jugendlichen beschäftigt. Mehrheitlich konsumieren die Jugendlichen YouTube der Unterhaltung wegen. Aber auch die Möglichkeit, auf Wissen zuzugreifen, ist für viele Jugendliche durchaus relevant.

Wie wichtig YouTube für schulische Belange letztendlich ist, da sind sich die Jugendlichen uneins: Etwas mehr als die Hälfte findet es für schulische Themen eher oder völlig unwichtig, die andere Hälfte betrachtet YouTube allerdings als wichtig (10% sogar als sehr wichtig). Dabei spielt YouTube für schulische Themen für Mädchen eine größere Rolle. Auch die JIM-Studie 2019 kommt zu dem Ergebnis, dass ein Fünftel der Jugendlichen regelmäßig YouTube-Videos zu schulischen Inhalten anschaut.

Laut der Studie des Rats für kulturelle Bildung e.V. dient YouTube jenen Jugendlichen, die YouTube für schulische Zwecke nutzen, etwa als Lernhilfe, zur Wiederholung von Schulstoff, für die Hausaufgaben und für die Vertiefung von in der Schule erworbenem Wissen. 37% betrachten dabei YouTube für den Deutsch- und Sprachunterricht als wichtig und FremdsprachenlehrerInnen wird es freuen, dass laut JIM-Studie im Altersschnitt um die 40% der Jugendlichen gerne fremdsprachige Videos konsumieren. Wenn man die Suche nach Informationen betrachtet, führt google weiterhin, aber gut die Hälfte der Befragten nutzt auch YouTube um sich zu informieren – YouTube führt hier noch relativ deutlich vor Wikipedia.

Interessant vor dem aktuellen Hintergrund erscheint auch, dass in JIMplus 2020, der Zusatzuntersuchung speziell zur Corona-Pandemie, 45% der Jugendlichen angaben, dass ihnen Tutorials im Internet in der Zeit der Schulschließungen halfen. Nur noch häufiger unterstützten sie Freunde über Chat beim Lernen. Auf die Tutorials folgt die Unterstützung der Eltern und der Ansatz, etwas „einfach auszuprobieren“. Mit knapp einem Drittel folgen darauf die Anleitungen der Schule.

Vor dem Hintergrund dieser Befunde stellt sich auch die Frage danach, wie der reflektierte Umgang mit YouTube im Unterricht noch gezielter gefördert werden kann und welche Potentiale YouTube-Videos für die verschiedenen Unterrichtsfächer bieten.

Risiken im Netz

Laut Shell Jugendstudie 2019 weisen die 12- bis 25-Jährigen eine insgesamt kritische Einstellung dem Internet und seinen Funktionen sowie Phänomenen gegenüber auf. Dass man HateSpeech bzw. Fake News häufig begegnet, finden 60% bzw. gut die Hälfte der Befragten. Sechs von zehn finden es außerdem bedenklich, als Nutzer Teil eines kommerziellen Geschäftsmodells von großen Internetfirmen zu sein. Doch obwohl 61% außerdem besorgt sind um die Kontrolle über ihre im Netz hinterlassenen Daten, passt nur ein Drittel die Datenschutzeinstellungen vor der Nutzung von sozialen Netzwerken an und 44% überprüfen die Sicherheitseinstellungen nicht. Ebenfalls führt dieses Bewusstsein nicht dazu, sorgsamer mit den eigenen Fotos im Netz umzugehen; gut ein Drittel postet regelmäßig Fotos.

Der Widerspruch zwischen Bewusstsein um Risiken und mangelnde Vorsicht wirft die Frage auf, ob den Jugendlichen der Antrieb zu einem umsichtigeren Verhalten im Netz fehlt oder eben die entsprechende Kompetenz. Bei letzterem könnten die Schulen auf das bereits geschaffene Bewusstsein aufbauen und die Medienkompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler stärken.

Die Studien

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) erhebt in seiner breit angelegten jährlichen JIM-Studie Daten zur Mediennutzung der 12- bis 19-Jährigen.

2019 befragte der Rat für kulturelle Bildung e.V. in seiner Studie JUGEND/YOUTUBE/KULTURELLE BILDUNG. HORIZONTE 2019 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren speziell zur Einstellung zu und Konsum von YouTube.

In der regelmäßig erscheinenden Shell Jugendstudie werden Einstellungen und Haltungen junger Menschen zwischen 12 und 25 Jahren zu verschiedenen Themen untersucht; 2019 auch zur Digitalisierung. (Eine Zusammenfassung der Shell Jugendstudie ist online frei verfügbar. Sämtliche Ergebnisse der Studie wurden außerdem gebunden veröffentlicht: Shell Deutschland Holding (Hrsg.)(2019). JUGEND 2019 - Eine Generation meldet sich zu Wort. Weinheim: Beltz.)